Perler Geschichte
Zur Gemeinde Perl gehören die Dörfer Besch, Borg, Büschdorf, Eft-Hellendorf, Keßlingen, Münzingen, Nennig mit Berg, Wies und Bübingen, Oberleuken, Oberperl, Perl, Sehndorf, Sinz, Tettingen-Butzdorf und Wochern. Zahlreiche Bodenfunde belegen eine kontinuierliche Besiedlung seit der Mittelsteinzeit.
Mit der Inbesitznahme des Landes durch die Römer und die wachsende Bedeutung der Stadt Trier wurde die Besiedlung des Obermoselraumes dichter. Bekanntestes Relikt dieser Zeit ist der 10 x 15 m große Mosaikfußboden einer ausgedehnten Prachtvilla in Nennig. Mit seinen farbenfrohen Kampfdarstellungen und kunstvoll verschlungenen Ornamenten gilt er als der herrlichste und wertvollste nördlich der Alpen.
Erste schriftliche Überlieferungen sind aus dem 9. Jahrhundert bekannt. 893 schenkte König Arnulf den Ort Besch dem Trierer Kloster St. Maximin. Einen Teil ihres Nenniger Besitzes schenkten die Erzbischöfe von Trier 924 einem Adligen namens Luitfried. 964 brachte Graf Siegfried von Luxemburg seine Besitztümer in Oberleuken zum Altar des heiligen Petrus in Trier. Sinz gehörte zu den Pfarreien, die im 10. Jahrhundert zur Wallfahrt nach Mettlach verpflichtet waren. In diesem Zusammenhang wird Büschdorf als Filiale von Tünsdorf erwähnt. Wochern erscheint 1084 als Besitz der Benediktinerklosters Rettel. Weiter werden genannt: 1127/30 Udelin von Hellendorf, 1129 Sigendorf (Sehndorf), 1152/57 die Ritter von Perl als Lehnsleute der Herzöge von Lothringen, 1180 die Ritter Bovo und Reiner von Berg, im 13. Jahrhundert Tettingen als Lehen derer von Berg, 1309 Gertrudis von Kesslingen. 1340 wird Schloß Bübingen durch Gobel von Remich, Probst von Luxemburg, erbaut. Im 14. und 15. Jahrhundert ist ein Adelsgeschlecht in Besch sesshaft. 1533 wird Wirich von Putlyngen mit Münzingen belehnt. Borg erscheint erstmals im Visitationsbericht von 1569. Tettingen-Butzdorf, Sinz und Oberleuken westlich der Leuk unterstanden dem Kurfürsten von Trier. In Nennig mußten diese sich die Herrschaft mit den Grafen von Luxemburg und den Herzögen von Lothringen teilen. Wochern gehörte teils zu Lothringen und teils zu Luxemburg. Die Landesherrschaft über Besch und Borg übten die Grafen von Luxemburg aus, ebenso über Berg, Bübingen und Teile von Nennig und Wies. Diese Orte wurden mit Luxemburg 1551 dem spanischen Zweig des Hauses Habsburg zugewiesen und zählten erst 1713 durch den Frieden von Utrecht wieder zu den österreichischen Erblanden. Die Orte Perl, Oberperl und Sehndorf bildeten eine eigene reichsunmittelbare Herrschaft im Besitz des Trierer Domkapitels.
Auch in der angehenden Neuzeit war die Moselgegend begehrt und umstritten. Alle Ortschaften kamen um 1800 unter französische Herrschaft. Nach den Befreiungskriegen wurde das Saardepartement im 1. Pariser Frieden vom Mai 1814 und das Moseldepartement im 2. Pariser Frieden vom 20.11.1915 einer österreichisch-bayrischen Landesadministration unterstellt. Perl wurde damit wie von 1661-1793 wieder Grenzort. Am 1. Juli 1816 kamen die Orte zum Kreis Saarburg in der preußischen Provinz Niederrhein, die 1882 zur Rheinprovinz erweitert wurde. Während sie verschiedenen Ämtern unterstanden und teils eigene Amtssitze beherbergten, blieb Saarburg weitere 130 Jahre Sitz der Kreisverwaltung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten die damaligen Gemeinden zur französischen Besatzungszone. Am 18.7.1946 kamen sie zum Saarland und bilden seit dem 8.6.1947 einen Teil des Landkreises Merzig-Wadern. Bei der Verwaltungsreform zum 1.1.1974 wurde aus den 14 Gemeinden des Amtes Perl die neue Gemeinde Perl gebildet.
Durch die Lage im Dreiländereck war die freie Entfaltung Perls zuerst in vielen Bereichen behindert. Dies ist jedoch seit dem Abbau der Grenzen in Europa, aufgrund zahlreicher geschichtlicher Gemeinsamkeiten und nicht zuletzt durch das grenzüberschreitende Moselfränkische heute kein Problem mehr. Heutzutage reichen die politischen, wirtschaftlichen, kirchlichen und kulturellen Beziehungen der Gemeinde und private Bindung weit in die Nachbarländer hinein.
Das zusammenwachsende Europa spielt in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle im Dreiländereck Deutschland - Luxemburg - Frankreich. Nicht zuletzt durch die täglichen Pendlerströme der Berufstätigen wird deutlich, wie unwichtig die Grenzen zwischen den Nachbarn mittlerweile geworden sind.
Die Gemeinde Perl kann am Beginn des 21. Jahrhunderts einerseits auf eine wechselvolle und spannende Vergangenheit zurückschauen, gleichzeitig ist sie als eine der wenigen Gemeinden des Saarlandes mit steigenden Einwohnerzahlen bestens für die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte gewappnet.